Die ersten Tage an der Schule
Vom ersten Schultag an werden auf der 2 m langen Korktafel die Schultage gezählt, indem an jedem Tag ein Naturholzwürfel dort abgelegt wird.
Ist der Würfel gelegt, werden die Schultage gezählt und wird das Ergebnis an der Tafel festgehalten.
Gezählt werden nur die Schultage. Es ist kein Kalender! Durch diese Beschränkung baut sich in der ersten Klasse der Zahlraum bis etwa 180 sinnlich auf. Dies bereitet den Einstieg in den Hunderterraum vor.
Gleichzeitig hat die Beschränkung auf Schultage den Effekt, dass ab der zweiten Woche eine volle Schulwoche mit 5 Tagen als Bündelungsobjekt sichtbar wird.
Außerdem ergeben sich frühe Beschäftigungen mit Zeiteinheiten und forschende Fragestellungen. (Wie viele Wochen sind wir in der Schule? Wie viele Schultage sind das? Wie viele Tage wart ihr nicht in der Schule? (In jeder Woche zwei Tage.)
Die zweite Woche
In der zweiten Woche, am 7. oder 8. Tag, lässt man wie bisher den Würfel legen und die Zahl schreiben. Dann weist man aber darauf hin, dass die zu zählende Reihe sehr lang wird und man sich leicht verzählt. Vielleicht fallen den Kindern beim Legen Würfel runter. Auch das zeigt, dass es nicht praktisch ist, wenn da immer mehr Würfel liegen.
Deshalb zeigt man eine Fünferstange, legt sie oben auf die ersten fünf Würfel und sagt etwa:
„Damit es nicht so viele Würfel sind, habe ich solche Stangen gemacht. Könnt ihr erkennen, wie viele Würfel in der Stange enthalten sind?“ Oder: „Wie viele Würfel ersetzt die Stange?“
Dann tauscht man die fünf Würfel aus und zählt jetzt noch einmal, beginnend mit der Fünf. Es gibt das gleiche Ergebnis.
An den nächsten Tagen wird der Würfel gelegt und dann von Fünf aus gezählt! (5, 6, 7, 8, 9)
Am Ende der zweiten Woche kommt man auf 10 Tage. Vermutlich fällt einem Kind auf, dass da wieder 5 Würfel liegen. Wenn nicht, weißt man darauf hin.
Dann tauscht man wieder aus und zählt erneut: „Fünf und Fünf gibt Zehn.“ Dieses Zählen wird mit den Fingern an den Händen unterstützt, bzw. die Tatsache hier noch einmal sichtbar gemacht.
Die dritte Woche: Weiter auf Fünferbasis
In der dritten Woche geht es auf Fünferbasis weiter. Nun zählt man: - "Fünf und Fünf gibt Zehn, Elf.“
- „Fünf und Fünf gibt Zehn, Elf, Zwölf.“
- „Fünf und Fünf gibt Zehn, Elf, Zwölf, Dreizehn.“ usw.
Immer werden die Zahlen auch an der Tafel geschrieben festgehalten.
Das erlaubt es, die Schreibung der zweistelligen Zahlen ganz nebenher einzuführen
und im Gebrauch zu festigen.
Am Ende der dritten Woche wird erst der fünfte Würfel gelegt:
- „Fünf und Fünf gibt Zehn, Elf, Zwölf, Dreizehn, Vierzehn, Fünfzehn.“
Danach werden wieder die fünf Würfel durch eine Stange ersetzt und man zählt:
- "Fünf und Fünf gibt Zehn. Zehn und Fünf sind Fünfzehn.“
In der vierten Woche geschieht das analog. An jedem Tag wird das Ergebnis zunächst weiterzählend ermittelt. („Fünf und Fünf sind Zehn. Zehn und Fünf sind Fünfzehn. Sechzehn, Siebzehn, Achtzehn.“)
Dann wird das noch mal als Zehn und Acht sichtbar gemacht, die die Achtzehn bauen.
In der fünften Woche: Übergang zu Zehnerstangen
Anfang der fünften Woche wird der zwanzigste Tag überschritten. Aus je zwei Fünferstangen müssen je 'Zehn' gebildet werden.
- "Zehn plus Zehn sind Zwanzig."
- "Zehn plus Zehn sind Zwanzig und Eins - Einundzwanzig"
Etwa um den 23. Tag zeigt man den Kindern die Zehnerstangen.
Man zeigt den Zehner, legt ihn auf die linke Doppel-Fünf und fragt: „Wie viele Würfel ersetzt diese Stange?“
– Zehn!“
– „Genau! Das ist ein Zehner. Jeder Zehner enthält zehn Holzwürfel.“
Dann tauscht man die Fünferstangen aus, legt einen zweiten Zehner auf die anderen beiden Fünferstangen und tauscht wieder aus.
Dann klärt man noch einmal, wie viele Tage die Kinder schon an der Schule sind:
- " 10 plus 10 sind Zwanzig. Und noch Drei. Also. Dreiundzwanzig.
Nach 48 Tagen sieht der Schultagezähler so aus.
Man darf nicht vergessen, die Zahlen weiter an die Tafel zu schreiben!
Auch wenn die Kinder die Zahlen erst kennen lernen und noch im viel kleineren Zahlraum denken und arbeiten, so baut sich aus den gelegten und den geschriebenen allmählich ein Verständnis der dezimalen Gliederung unseres Zahlsystems.
Die tägliche Praxis des Legens, Sprechens und Schreibens erlaubt es, quasi nebenher die im Schultagezähler sichtbaren Zehner und Einer mit der gesprochenen Zahl und der geschriebenen in Verbindung zu bringen. Dies ist aber nicht nur die Grundlage für den Einstieg in den Hunderterraum. Es spielt schon beim Zehnerübergang eine große Rolle.
100 Schultage
Im Januar nähern sich die Holzwürfel dem Ende der 2m langen Korktafel. Wir sind bei 93, 94, 95 angekommen. An dieser Stelle lässt sich schon im Vorfeld darüber sprechen, was am Ende der Leiste wohl steht. Welche Zahl wird da erreicht? Wie viele Tage fehlen noch?
Am hundertsten Schultag machen wir ein kleines Klassenfest. Wieder wird erste der hundertste Würfel gelegt und die Hundert zählend erreicht. Dann die zehnte Zehnerstange eingetauscht und die Hundert jetzt noch einmal in Zehnerschritten gebildet. Dann natürlich die Zahl geschrieben.
Schließlich kommt die Überraschung: Eine 2m lange Stange. Die legt man auf die zehn zehner und fragt: „Wie viele Würfel ersetzt die Stange?“ – „Genau: 100 Würfel. Diese Stange ist ein Hunderter. Sie enthält 100 Schultage!“
Mit diesem Hinweis wird die Stange ausgetauscht.
Am Nächsten Tag kommt der nächste Würfel wieder links beginnend oben drauf.
„Wie viele Tage sind wir in der Schule?“ (Man sieht es ja deutlich!) „Einhundertundeins.“
Auch jetzt wird die Zahl geschrieben.
Jetzt bereits über Stellenwerte zu sprechen, wäre viel zu früh. Der Aufbau der dreistelligen Zahlen soll eher intuitiv erfolgen. Die Kinder erkennen an den geschriebenen Zahlen 101,102, 103, wie es weitergeht.
Die 110 kann Schwierigkeiten machen. (Z.B. 1010) Aber auch hier kann die richtige Schreibung ohne große Reflektionen einfach mitgeteilt werden.
So sieht es am 111. Schultag aus.
Erst wenn der Zählprozess schon fortgeschrittener ist, lohnt es, einmal über die Schreibung zu sprechen. Erst auf dem Hintergrund einer breiteren Erfahrung können die Kinder beschreiben, dass die 1 vorne offensichtlich für die Hundert steht. Manchen – nicht allen! – Kindern eröffnet sich dadurch vielleicht auch der Zusammenhang zwischen der zweiten Stelle und den Zehnern, also der Aufbau nach Hunderter, Zehner, Einer.
Dies ist im ersten Schuljahr aber durchaus nicht zwingend. Wenn ein Kind die Zahlen bis 99 noch als Block liest, der durch den Hunderter ergänzt wird, dann ist es damit weiter als viele andere Kinder dieser Klassenstufe. Ein echtes Stellenwertverständnis ist kaum vor dem 8.-10. Lebensjahr zu erwarten und wird mehrheitlich erst in der Sekundarstufe gebildet.
Der Schultagezähler in der 2.-4. Klasse:
In der zweiten Klasse wird der Schultagezähler in der gleichen Weise geführt, wie im ersten Schuljahr. Der zweite und der dritte Hunderter wird als Stange gebracht. Rund um die Umtauschprozesse beim Hunderter lässt sich die Bedeutung der Ziffern und der Positionen für den Wert einer Zahl gut besprechen.
Spätestens in der 3. Klasse ist es nicht mehr notwendig, immer neue Hunderterstangen zu verwenden. Ab dem dem vierten oder fünften Hunderter kann man die Hunderterzahl mit einer geschriebenen Zahl festzuhalten. Die Anzahl der Schultage setzt sich nun aus dem geschriebenen Hunderter und den maximal 99 Schultagen auf der Zählleiste zusammen.